Betriebliche Gesundheitsförderung
29.05.2018|7 Minuten Lesezeit

Stressprävention am Arbeitsplatz

– das können Sie für Ihre Mitarbeiter tun

Edenred E.Blog Team
Verfasst von: E.Blog Team
Betriebliche Gesundheitsförderung
29.05.2018|7 Minuten Lesezeit

Stress gehört zu den meisten Jobs dazu, doch wenn die Arbeitnehmer an ihre Belastungsgrenzen kommen, ist die Produktivität des Gesamtunternehmens bedroht. Eine repräsentative Befragung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) zeigt: Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen sind in den letzten 10 Jahren konstant gestiegen, sie nahmen um 79,3 Prozent zu. Psychische Erkrankungen führten außerdem zu langen Ausfallzeiten. Mit 25,7 Tagen je Fall dauerten sie mehr als doppelt so lange wie der durchschnittliche Krankheitsfall mit 11,7 Tagen.

Was können Sie als Führungskraft für Ihre Mitarbeiter tun, um Stress vorzubeugen? Wie können Sie zu einer besseren Stressbewältigung beitragen und Ihren Mitarbeitern helfen, ausgeglichen und zufrieden zur Arbeit zu kommen? Wir haben hilfreiche Tipps für Sie, wie Sie Druck aus dem Leben Ihrer Mitarbeiter nehmen und das Arbeitsklima positiv beeinflussen können.

1. Stressprävention als Aufgabe der Führung anerkennen

„Probleme, die man ignoriert, verschwinden nur, um Verstärkung zu holen“ – das bekannte Zitat von Coach und Mentaltrainerin Sonja Brückner trifft besonders gut auf das Thema Stress am Arbeitsplatz zu. Denn als Führungskraft tragen Sie nicht nur Verantwortung für Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sondern auch für den wirtschaftlichen Erfolg Ihres Unternehmens. Stress kann dabei sowohl die Gesundheit Ihrer Mitarbeiter gefährden als auch zum großen Kostenfaktor für Ihre Firma werden, wenn Mitarbeiter z.B. wegen Burn-out ausfallen oder ihre Produktivität spürbar nachlässt. Es ist also ratsam, sich präventiv mit dem Thema Stress zu befassen und rechtzeitig Maßnahmen zu ergreifen, die bei Ihren Mitarbeitern Stress vorbeugen können.

2. Mögliche Stressursachen finden

Um psychische Belastungen am Arbeitsplatz zu erkennen, sollten Sie sich mit den Arbeitsbedingungen Ihrer Mitarbeiter auseinandersetzen und sie auf gesundheitliche Risiken untersuchen.

Häufige Ursachen sind zum Beispiel hoher Termin- und Leistungsdruck, zahlreiche Unterbrechungen bei der Arbeit, zu viele Aufgaben, ständige Erreichbarkeit, ungenaue Anweisungen vom Vorgesetzten, mangelnde Anerkennung, schlechte Stimmung im Team etc.

Dabei sollten Sie beachten, dass die Stressursachen individuell unterschiedlich sein können und in großem Maße von der Persönlichkeit ihrer Mitarbeiter abhängig sind. Es kann zum Beispiel sein, dass ein Mitarbeiter viel Handlungs- und Entscheidungsspielraum als sehr angenehm und stressreduzierend empfindet, während dieselbe Situation auf einen anderen auch als überfordernd und nervenaufreibend wirken kann.

Die Herausforderung besteht für Sie als Führungskraft darin, Ihre Mitarbeiter gut zu kennen und die anstehenden Aufgaben so im Team zu verteilen, dass die Mitarbeiter gefordert, aber nicht überfordert sind. Teamentwicklung ist das entscheidende Stichwort. Grundsätzlich gilt, dass angenehmes Arbeitsklima, gute Stimmung und Hilfsbereitschaft unter Kollegen sehr viel zur Entlastung jeden einzelnen Mitarbeiters beitragen und die Produktivität sowie Stressresistenz des Gesamtteams stärken.

Um Stressbewältigung in Ihrem Unternehmen ernsthaft voranzutreiben, sollten Sie die in ihrer Firma gelebte Arbeitskultur anschauen und dabei auch Ihr Verhalten als Führungskraft unter die Lupe nehmen. Dabei können Sie sich beispielsweise an diesen Fragen orientieren:

  • Sprechen Sie Ihren Mitarbeitern regelmäßig Anerkennung aus?

  • Gibt es regelmäßig Mitarbeitergespräche, um über Entwicklungsmöglichkeiten zu sprechen?

  • Wird gute Arbeit auch innerhalb des Teams wertgeschätzt?

  • Beziehen Sie Ihre Mitarbeiter mit ein und fragen Sie sie nach ihrer Meinung/Einschätzung?

  • Herrschen in Ihrem Unternehmen klare Verantwortlichkeiten? 

  • Haben Ihre Mitarbeiter genügend Handlungsspielraum?

  • Haben Sie regelmäßige One-on-One-Gespräche mit Ihren Mitarbeitern?

  • Setzen Sie Ihren Mitarbeitern realistische Ziele und Fristen?

  • Stellen Sie Ihren Mitarbeitern genügend Ressourcen zur Verfügung, um ihre Ziele zu erreichen?

  • Ist der Umgang zwischen den Mitarbeitern höflich, respektvoll und freundlich?

  • Gehören Spaß und Humor zum Arbeitsalltag?

  • Wird in Ihrem Betrieb auch über Privates, z.B. Familie, Urlaub etc., gesprochen?

  • Gibt es eine Anlaufstelle für Mitarbeiter, die Stress oder Probleme haben?

  • Wie werden Kritikgespräche geführt? Geben Sie einen positiven Ausblick in die Zukunft?

Sollten Sie mehrere dieser Fragen mit Nein beantwortet haben, macht es Sinn, die Arbeitsbedingungen in Ihrem Unternehmen zu überdenken. Zuallererst sollten Sie ein offenes Arbeitsklima etablieren, in dem Stress kein Tabuthema ist, sondern sowohl von Führungskräften als auch von Mitarbeitern als ein wichtiges und ernstzunehmendes Problem angesehen wird.

3. Stressprävention der einzelnen Mitarbeiter unterstützen

Darüber hinaus können Sie als Arbeitgeber Maßnahmen einführen, die jeden einzelnen Mitarbeiter dabei unterstützen, Stress im Arbeitsalltag zu minimieren. Hier gibt es verschiedene Ansatzpunkte, die Sie entweder einzeln oder auch kombiniert in Ihrem Unternehmen einsetzen können.

3.1. Die richtige Pausenkultur wirkt stressreduzierend

Schaffen Sie in Ihrer Firma Rahmenbedingungen, die Stress reduzieren und es Ihren Mitarbeitern ermöglichen, regelmäßig Kraft und Ruhe zu tanken. Dazu gehören zum Beispiel ansprechend gestaltete Pausenräume, die von Ihren Mitarbeitern aufgesucht werden können, wenn Sie eine kurze Erholung brauchen. Motivieren Sie Ihre Angestellten immer wieder, einen Spaziergang zu machen oder einen Kaffee mit Kollegen zu trinken, selbst wenn es viel zu tun gibt. Eine gute und richtige Pausenkultur kann die Produktivität Ihres Unternehmens immens erhöhen, während der Stresslevel deutlich gesenkt wird. Denn entspannte und zufriedene Mitarbeiter tragen zu einer freundlichen und unterstützenden Teamatmosphäre bei, was wiederum zu noch mehr Stressabbau und Harmonie im Unternehmen beiträgt.

3.2. Flexible Arbeitszeiten – nicht immer die beste Lösung

Immer mehr Unternehmen verzichten in Deutschland auf fixe Arbeitszeiten und bieten ihren Angestellten flexible Arbeitszeitmodelle an. Grundsätzlich eine positive Entwicklung, denn Vertrauensarbeitszeit bedeutet in der Regel mehr Freiheit in der Lebensgestaltung und eine bessere Vereinbarkeit zwischen Job und anderen Lebensbereichen wie Familie, Hobbies, Sport etc. Allerdings zeigen zahlreiche Studien, dass selbstbestimmte Arbeitszeiten bzw. Home-Office-Modelle auch zu Stress führen können, weil die Beschäftigen nicht in der Lage sind, abends oder am Wochenende abzuschalten und ihre Arbeit beiseite zu legen. Wenn es keine klare Grenze zwischen Arbeit und Feierabend gibt, fühlen sich viele Arbeitnehmer gestresst, arbeiten in Folge mehr und leiden sogar unter Unsicherheit, Angstzuständen und Schlafstörungen. 

Was können Sie als Arbeitgeber tun, um den Arbeitsdruck Ihrer Mitarbeiter zu minimieren und ihnen dennoch genügend Autonomie und Flexibilität zu erlauben?

Setzen Sie realistische Vorgaben für das Arbeitspensum und vereinbaren Sie klare Regeln, wann und wie lange Ihre Arbeitnehmer erreichbar sein müssen bzw. ab wie viel Uhr Feierabend angesagt ist. Allgemeine Unternehmensrichtlinien wie keine Meetings nach 18 Uhr, keine E-Mails am Wochenende usw. können dabei hilfreich sein. Machen Sie das Arbeitszeitenmodell transparent und kommunizieren Sie alle Arbeitszeitveränderungen im Team, damit jeder Mitarbeiter stets im Bilde ist, wann seine Kollegen zu erreichen sind. 

3.3. Gesunde Lebensweise: Der Stresskiller Nr. 1

Die beste Methode für ein erfolgreiches Stressmanagement im Unternehmen ist und bleibt das betriebliche Gesundheitsmanagement. Menschen, die sich viel bewegen, nahrhaft und vitaminreich essen, ausreichend trinken und gute Schlafgewohnheiten haben, sind von Haus aus stressresistenter und gehen gelassener mit Herausforderungen im Job oder Privatleben um.

Sie als Arbeitgeber können dabei vieles tun, um Ihre Mitarbeiter zu einem gesünderen Lebensstil zu motivieren und sie über Gesundheitsthemen zu informieren.

4. Strukturen statt Einzelmaßnahmen

Wie auch immer Sie sich dem Thema Stressprävention in Ihrem Unternehmen nähern, bedenken Sie, dass Einzelmaßnahmen, wie effektiv diese anfangs auch sein mögen, nur punktuell helfen können. Um Stressmanagement ganzheitlich, erfolgreich und nachhaltig in Ihrem Unternehmen zu etablieren, müssen Sie neue Strukturen schaffen und Prozesse einführen, von denen langfristig alle Beschäftigten profitieren können. Großes Engagement und auch finanzielle Investitionen sind gefragt, doch die gute Nachricht ist: Stressprävention zahlt sich aus, sowohl für jeden einzelnen Mitarbeiter als auch für Ihr Unternehmen als Ganzes. Machen Sie jetzt den ersten Schritt! Wir wünschen Ihnen dabei möglichst viel Ruhe, Gelassenheit und Erfolg!

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